Am 18.8. wäre unser Klösterle 70 Jahre alt

Das „Klösterle“ der Augustiner in St. Michael hätte am 18. August 2024 seinen 70. Gründungstag feiern können, denn…

…an diesem Tage vollzog Generalvikar P. Dr. Engelbert Eberhard OSA die feierliche Einweihung!

Jedoch: Der Konvent der Augustiner wurde 2009 aufgelöst!

Ist es dann noch einen Gedanken wert, über die Klostergründung der Augustiner hier in Sillenbuch zu reflektieren?!

Die aus ihren Klöstern im Sudetenland vertriebenen Augustiner hatten nach dem zweiten Weltkrieg zunächst ein Dach über dem Kopf im Kloster Messelhausen von der Deutschen Augustiner Provinz gefunden.  Jedoch: „Das Arbeitsgebiet mit den umliegenden Dörfern ist zu klein. Stuttgart aber und die weite Württembergische Diaspora stellen uns Aufgaben, die uns zur vollen Entfaltung unserer Kräfte zwingen“ schreibt P. Paulus Sladek 1952 im
3. Augustiner-Rundbrief. Diese „Diasporagemeinde“ Sillenbuch mit seinen damals 800 Katholiken (Kolpingsiedlung!), dem geplanten Kirchenbau von St. Michael und einem angesehenen Pfarrer Hermann Breucha aus Degerloch als Fürsprecher boten also ideale Voraussetzungen für die Bildung und Seelsorge einer Kirchengemeinde in Sillenbuch.

Ein politisches Motiv für ein Kloster beschreibt P. Ambros Franke in seinem Brief vom
24. November 1952 an das Bischöfliche Ordinariat : “Der Bau von Kirchen und Klöstern besonders in der Diaspora verstärkt die geistige und geistliche Schutzmauer gegen die Gottlosigkeit.“ Gemeint war der Bolschewismus. In diesem Schreiben bittet übrigens
P. Ambros um Erlaubnis für Bettelaktionen mittels eines Kapellenwagens (=Fahrende Kirche) im Süddeutschen Raum unter der Flagge „Ostpriesterhilfe“. Immerhin sammelte der als „Speckpater“ bekannte Ordenspriester Werenfried van Straten ein Darlehen von 25.000 DM, das den Bau des 120.000 DM teuren Klosters ermöglichte.

Wichtig war P. Paulus auch, dass die in Deutschland versprengten Ordensleute aus den Sudentendeutschen Klöstern nicht auf einzelne Klöster aufgeteilt werden, sondern in Österreich und Deutschland eine eigene, geschlossenen Kommunität, also die spätere „Viceprovinz“ bilden können. Er versprach sich damit „den Orden wieder lebendig zu machen und neu aufzubauen“ („Geschichte des Vikariats Wien“, P. Paulus, 1954). „Das Kloster muß das Heim und der Mittelpunkt der neuen Gemeinschaft werden, auch die Zentrale, von der aus alle Außenarbeit geleitet wird“ (ebenda).

„Das Kloster soll nicht nur eine Insel des Friedens in einer Welt von Lärm und Sensationen sein , sondern auch Mittelpunkt für eine Erneuerung des Menschen und der Welt überhaupt“ predigt der Provinzial P. Bidermann anlässlich der Einweihung des Klosters (Kath. Sonntagsblatt 29.08.1954).

Da in der Nachkriegszeit  der Bischof den finanziellen Fokus auf Kirchenneubauten und nicht auf Pfarr- und Gemeindehäuser etc. richtete, sollte das Kloster sowohl die Wohnung und das „Mutterhaus“ für die seelsorgenden Augustiner als auch die pfarrlichen Amtsräume bereitstellen.

„Die vordringlichste Aufgabe unserer Viceprovinz ist die Sorge um den Nachwuchs“ schreibt der Chronist in der ersten Ausgabe des „Augustiner-Rundbriefs“ 1952. Für die  Gewinnung neuer Berufe als Ordens- und Priesternachwuchs sollen vom Kloster St. Michael aus dafür Juvenate, also Internatsschulen, die den jeweiligen Schüler auf den Eintritt in einen Orden vorbereiten, gegründet werden. Diese Einrichtungen wurden später in den Klöstern Zwiesel und Günzburg gebaut. Immerhin konnten zwei dortige Abiturienten später als Augustiner-Pfarrer unsere Gemeinde leiten (P. Gottfried Eigner und P. Johannes Steinbach).

Fazit:
Den Wert des Klösterle für unsere Gemeinschaft können diejenigen ermessen, die diese Zeit miterlebt haben. Da sich diese Zeiten jedoch änderten, gab es nicht den erhofften Ordensnachwuchs und das „Klösterle“, also der Augustiner-Konvent wurde aufgelöst.

Wolfgang Miller

Das Bild dürfte aus Anlass der Klostereinweihung entstanden sein, denn es sind Fahnen vor dem Klösterle. Die Baracke wurde erst 1957 abgerissen.

 

Lesen Sie auch den Artikel aus dem "'s Nussbaum-Blättle Heumaden - Riedenberg - Sillenbuch" vom 23. August 2024

Das Buch „Die Augustiner in St. Michael“ gibt es im Pfarrsekretariat und in der Bücherei von St. Michael in der Kleinhohenheimer Straße für 15 Euro oder kann per E-Mail über stmichael@drs.de erworben werden.

 

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